| Die
alte S-Klasse: W108 Die
Baureihe W108 beendete die Ära der Einheitskarossen bei Daimler-Benz.
Auch wenn die Vorgänger (Heckflossen) heute wegen zusätzlichem
Chromkram, anderen Lampen und so weiter in 'gross' und 'klein' unterteilt
werden: die Autos an sich sind dieselben.
Die 1965
eingeführte "alte S-Klasse" W108 wurde Anfangs mit 2,5Liter-Motoren
(wahlweise Vergaser oder Einspritzer) oder als 300SE mit Alumotor ausgeliefert
(fein, teuer und selten). 1966 kam die noch 10cm längere 300SEL-Version
dazu - alle 300SEL haben Luft- statt Stahlfederung und laufen als W109.
Thermisch gesünder als 250S/250SE und mit mehr Leistung: die 280er
ab 1968. Nochmal ein Jahr verging dann, bis endlich die 200PS-V8 mit 3,5
Liter Hubraum fertig waren (280SE(L) 3.5 und 300 SEL 3.5). Nur für
den amerikanischen Markt gab es auch nochmal einen Liter mehr (4.5).
Das
dickste Schiff der Baureihe ist aber der 300SEL 6.3 mit dem Motor des
ganz, ganz grossen 600. Mächtig Bums: 6330 Kubik, 250PS und 500 Newtonmeter
reichten bei der Einführung 1968 für den Titel 'schnellste Limo
der Welt'. Nicht nur für den Tank von 105 Litern muss man hier ganz
anders Geld in die Hand nehmen. Dampfhammer halt.
Und trotzdem gab es natürlich Leute, denen das nicht reichte: AMG
verpasste dem 'Sechsdrei' nochmal 70PS mehr, was zu Vergleichen mit dem
Maserati Ghibli führte. Und noch mehr Kraft hatten die Werks-Rennwagen.
Wenn Benz schon Rallyes fuhr, dann wenigstens mit Wurzelholz, vier Türen
und etwa 1,8 Tonnen Gesamtgewicht. Trotz massiver Reifenprobleme - siehe
Bild - blieben Sie nicht ohne Erfolge.
Heute:
Unsere Einschätzung
Stand: 1999. Siehe Einleitung auf der Hauptseite.
Es
gibt es ein recht gutes Angebot der Baureihe, viele der Hundertachter
haben sich sowohl optisch als auch technisch recht gut gehalten. Sehr
ordentliche Autos im vierstelligen Eurobereich, selbst Achtzylinder,
sind absolut keine Ausnahme. Aber gerade weil niemand eine S-Klasse wegschmeißt
gibt es natürlich auch extrem viele Grotten, und viele der heute
noch gehandelten 6.3 und US-Reimporte dürften ein vollverspachteltes,
technisch verhunztes Blech- und Finanzdesaster sein. Ein großer
Teil der angebotenen europäischen Autos ist (unter teilweise sehr
schönem Lack und Chrom) wirtschaftlich End-of-Life.
Aber ansonsten:
Technikteile sind relativ günstig, und wer selbst ein bisschen schrauben
kann stürzt sich - mit einer nicht allzu miesen Basis - nicht gleich
in den Ruin. Wir haben mit unserem 280S auch schon 10,5 Liter 98-Oktaniges
auf 100 schleichende Kilometer geschafft... dann darf man sich an all
den anderen Autos im Rückspiegel aber nicht stören.
Doch langsam
werden die Autos teurer: alle alten S-Klassen sind heute 30 Jahre alt.
Sind sie auch noch in ordentlichem Zustand, kann man sie mit 'Oldtimer-Zulassung'
(historisches Kennzeichen, erhaltenswürdiger Kraftfahrzeugbestand
blabla) fahren - bei durchaus interessanten 125 Euro Versicherung und
etwa 190 Euro Steuer im Jahr ist das dann ein sehr interessantes Ding.
Eine Kaufberatung
gibt es beim vdh. Interessierte
treffen sich virtuell und im echten Leben dort und im neuen Sternschuppen-Forum bei Dan (mbklassik.de). |